Diakonenweihe 2015 im Rottenburger Dom

Begegnung mit Diakonen in Irland

Über 300 Ständige Diakone hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart, in der Erzdiözese Dublin gibt es nur 14 dieser Geistlichen, 16 weitere bereiten sich derzeit auf ihre Weihe vor. Die ersten acht „permanent deacons“ Irlands weihte Erzbischof Diarmuid Martin von Dublin als erster Bischof in Irland vor drei Jahren. Bei einer Studien- und Begegnungsreise unter der Leitung von Diakonat-Ausbildungsleiter Erik Thouet trafen jetzt 22 Diakone und ihre Ehefrauen aus Rottenburg-Stuttgart mit ihren Amtsbrüdern und Erzbischof Martin in der Universität Maynooth nahe Dublin zusammen. Sie feierten gemeinsam die heilige Messe und tauschten Erfahrungen aus. Thouet lud die irischen Diakone nach Rottenburg-Stuttgart ein.

In Kylemore Abbey, der einzigen Benediktinerinnenabtei Irlands, konnten die württembergischen Diakone mit Äbtissin Maire Hickey (76) sprechen. 24 Jahre leitete die in Dublin geborene Irin die westfälische Abtei Burg Dinklage, und kaum in ihrem Heimatland zurück, übertrugen ihre Mitschwestern ihr die Leitung der Abtei Kylemore. In Deutschland erregte die energische Ordensfrau 1997 mit einem Sitzstreik gegen die Abschiebung einer ukrainischen Familie Aufsehen; in Kylemore bahnt sie jetzt mit ihren zehn Mitschwestern den Weg in die Zukunft, „nach einer schwierigen Zeit für die Kirche in Irland“, wie sie sagt. Die Missbrauchsfälle hätten die Kirche auf der Grünen Insel noch vor der Kirche in Deutschland in eine schwere Krise gestürzt.

„Ordensleute meiner Generation, die sich nicht vergangen haben, sind tief verwundet und gedemütigt“, versichert sie den Diakonen. Inzwischen hätten Staat und Kirche gemeinsam ein effektives Schutzprogramm für Kinder und Jugendliche aufgebaut. Wie allerdings die Folgen des Missbrauchsskandals sich mittel- und langfristig auswirken, dass müsse sich zeigen. „Der Skandal hat einen großen Vertrauensbruch bewirkt, aber auch aus Scheitern kann Gutes entstehen.“ Die Kirche müsse nun die Zeichen der Zeit erkennen und den Menschen helfen, Hoffnungsquellen zu erschließen.

Die Abtei Kylemore, ein ehemaliges Schloss und bis 2010 Ordensschule, wollen die Schwestern nach und nach zu einem Zentrum für Bildung, Erziehung und Spiritualität unter anderem in Kooperation mit US-Universitäten profilieren. Für Touristen ist Kylemore Abbey längst ein Magnet, 250.000 kommen jährlich zum Schloss am See mit seinen berühmten Gärten. Auch ihnen wollen die Ordensfrauen mehr bieten als nur Sightseeing. Zeugt die gesamte Insel bereits auf Schritt und Tritt von ihrer christlichen Tradition, die bis ins 5. Jahrhundert zurückreicht, so heißt es von Kylemore Abbey, dass man dort nur ein kleines Stück vom Himmel entfernt sei.